Meine Leipziger Bewerbungsrede als Kandidatin für die Bundestagswahl
Was für eine Woche. Sie begann am Montag mit der Ansage, dass wir mit Annalena in den Wahlkampf gehen, und es war nicht nur phänomenal zu sehen, welchen Sog an Euphorie das auslöst – sondern auch, wieviele von euch schon Selfies mit Annalena haben! Und wenn ich hier so durch die Reihen schaue und mich daran erinnere, welche Fotos ihr gepostet habt, dann waren fast alle dieser Bilder aus dem sächsischen Landtagswahlkampf vor anderthalb Jahren, in dem Robert und Annalena fast überall in Sachsen waren, egal ob in Plauen oder Görlitz. Sie haben sich damals den Arsch für uns aufgerissen, weil sie gesehen haben, wie wichtig diese Wahl für Sachsen ist und wir hier einen krasseren Wahlkampf gemacht als jemals zuvor. Und jetzt, in diesem Sommer, geht es wieder um existenzielle Fragen: Das Überleben unseres Ökosystems, Klima-Stabilität, die Absicherung unserer Demokratie und das Ende dieser wahnsinnig harten Pandemie.
Und warum das wichtig ist, das haben wir hier in Sachsen oft deutlicher erlebt als andere Grüne in Hessen oder NRW:
- Wir sind hier eines der Bundesländer, das die Auswirkungen der Erhitzung des Klimas in den letzten drei Sommern mit am stärksten gespürt hat, die Dürren, die unseren Wald zerstören, mit Dörfern in Sachsen, in denen die Brunnen plötzlich trocken fallen und das Wasser von anderswo herangefahren werden musste.
- Wir sind eines der Bundesländer, dass am stärksten unter der Coronakrise gelitten hat und auch aktuell leidet, nicht nur in der Klinik, in der ich arbeite, aber auch im Alltag jedes Mal, wenn wir gerade unsere Wohnung nicht verlassen dürfen, wenn Kinder nicht in die Schule dürfen brennt sich uns ein, wie wichtig eine noch vorausschauendere Politik auf allen Ebenen dafür gewesen wäre.
Dass ich das hier aufzähle, das ist nicht trivial, weil viele Menschen ja erst handeln, wenn sie fühlen. Und bei uns Grünen, da kommt Wissen und Fühlen zusammen, und in der Summe sind wir dieses Jahr bis in die Haarspitzen hinein motiviert dieses Land zu verändern.
Wir stehen dabei so eng zusammen, nicht nur, weil wir so viel und gut in unserer Partei miteinander kommunizieren, wie jetzt immer alle schreiben, sondern ja auch, weil wir alle vom Neumitglied bis zum Gründungsmitglied, im tiefsten Erzgebirge genauso wie in Leipzig, weil wir wissen, dass wir dieses Mal wirklich liefern müssen, dass wir nicht mehr viel Zeit haben, wenn wir die Klimakrise möglichst wirksam aufhalten wollen.
Denn ja, Corona ist krass, aber die Klimakrise wird krasser, wenn wir nicht endlich wirksamer handeln. Und es schweißt uns zusammen mit vielen Gruppen in der Gesellschaft, die sich für Artenvielfalt, für Klimaschutz, für die Energiewende, für mehr Radverkehr und vieles mehr einsetzen.
Wir handeln dabei mit einem klaren klimapolitischem Kompass. Und mit einem klaren außenpolitischen Kompass, denn für echten Klimaschutz brauchen wir auch eine funktionierende globale Klimaaußenpolitik, und die gibt es nicht mit einem Autokraten wie Putin, der mit Pipelines Wetten gegen die Klimarettung abschließt oder Bolsonaro, der den Amazonas abbrennt. Eine Außenpolitik, um das mal angesichts kürzlich erfolgter Besuche zu sagen, in der wir ganz klar an der Seite der Demokratiebewegungen stehen in Belarus, in Russland, in Myanmar, in Hongkong, ich kann leider nicht alle aufzählen.
Und jede einzelne hat darüber hinaus noch weitere Themen, die ihn motivieren.
Bei mir könnt ihr euch drauf verlassen, dass ich jeden Tag auch kämpfen werden für ein Gesundheitssystem, dass Patient_innen und seine Beschäftigen besser behandelt. Das ist meine tiefste Überzeugung, auch, weil ich dieses System in den letzten Jahren von innen durchlebt habe, mit all seinen Tiefs, mit allen Nachtdiensten, mit diesen Diensten, wo plötzlich so viel zu tun ist, dass deine Kolleg_innen am Ende der Schicht spontan in Tränen ausbrechen.
Und deswegen kann ich gar nicht anders als mich einzusetzen,
- für eine gute Absicherung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum, gerade bei uns in den teilweise überalterten, dünner besiedelten ländlichen Regionen – damit sich Menschen sicher sein können, dass Hilfe kommt, wenn sie Schmerzen erleiden,
- für ein Gesundheitswesen, dass endlich besser die Qualität der Behandlung belohnt statt vor allem die Menge
- eine Reduktion der Arbeitsbelastung von Menschen in Gesundheitsberufen, damit die nicht mehr krank werden durch ihren Job, die andere gesund machen sollen
Jetzt habe ich diese ganzen Punkte skizziert, und alle zusammen sind eine riesige Aufgabe. Ein Kraftakt sondergleichen. Aber ich sehe ehrlich gesagt gerade keine andere Partei, die dafür die Kraft hätte: Egal wohin man schaut, links und rechts von uns sind alle, aber wirklich alle, mit sich selbst beschäftigt. Und gleichzeitig haben sich auch viele Gewissheiten aufgelöst, an die auch wir Grüne geglaubt haben: Die europäische Union als ganz selbstverständlich immer weiter wachsender Raum: Vorbei. Die Unionsparteien als Hort der Stabilität: Geschichte. Deutschland als Logistik-Weltmeister: Passé.
Das ist der Hintergrund – andere Parteien, die ausfallen; Gewissheiten, die sich aufgelöst haben – vor dem in diesem Jahr so besonders viel möglich ist. Lasst uns aus diesen Möglichkeiten handfeste Tatsachen werden. Ein zukunftsfittes Deutschland in einer stärkeren europäischen Union zum Beispiel.
Dafür kämpfen wir in diesem Jahr. Lasst uns dabei ehrlich sein. Unbestechlich. Mit Annalena und Robert. Mit den Sächsinnen und Sachsen. Für eine krisenfestere Zukunft, in der man auch mal wieder einfach einen Tag genießen kann, ohne sich allzu viele Sorgen um morgen machen zu müssen, das wär’s doch. Danke.