dpa, 10.03.2023
Paula Piechotta ist knapp 20 Jahre jünger als Oschmann, 1986 in Gera geboren, heute Fachärztin für Radiologie und Leipziger Bundestagsabgeordnete der Grünen. Sie teile nicht alle von Oschmanns Thesen, sagt Piechotta. Sie nennt sein Buch eine “Wutrede mit dem Vorschlaghammer”. Und doch hält sie die Debatte für wichtig. Zum einen habe sich nach der scharfen Kritik an Pegida 2015 das Gefühl aufgebaut, den Osten verteidigen zu müssen – selbst bei Menschen, denen das Ostdeutschsein bis dahin gar nicht so wichtig gewesen sei. Zum anderen stelle sich die Erkenntnis ein, dass die Annäherung nicht automatisch weiter gehe, dass es sogar Rückschritte gebe. “Hier hat sich viel Frust aufgebaut, dass es von alleine nicht besser wird”, sagt Piechotta. Da jetzt viele westdeutsche Führungskräfte der frühen 1990er Jahre in den Ruhestand gingen und viele Posten nachbesetzt würden, sei der Zeitpunkt richtig. Ostdeutsche müssten jetzt ihre Chance bekommen bei Berufungen in Hochschulen oder Behörden, fordert Piechotta. Sie persönlich sei für eine Ostquote. In jedem Fall brauche es “erhöhte Sensibilität, um die Repräsentation von Ostdeutschen zu verbessern, zumindest in den ostdeutschen Ländern, aber eigentlich bundesweit.”